Wie Raureif im Hochsommer, ein Spaziergang durch eine postapokalyptische Welt oder Landschaften ins Mondlicht getaucht: Den Bildern der 23 Fotografen, die derzeit im FotoQuartier Wien (dem ehemaligen Schlössl-Kino) die Wände zieren, haftet eine Gemeinsamkeit an – sie alle wirken seltsam surreal und doch vertraut. Es sind Aufnahmen von Landschaften und Bauten im urbanen Raum, viele davon aufgenommen in den Straßen Wiens. Vom Karl Marx Hof über das Palmenhaus in Schönbrunn bis hin zum Wienfluss. Orte, an denen jeder Wiener, jede Wienerin in seinem/ihrem ihrem Leben schon einmal vorbei gekommen ist. Und doch, so haben wir diese Plätze noch nie gesehen. Von infrarotem Licht bestrahlt wirken sie fast wie auf einen fremden Planeten versetzt.

Mit speziellen Filtern, die nur die Infrarotstrahlung (Licht mit einer Wellenlänge von 700 und 900 Nanometern) in die Kamera lassen wurden die unterschiedlichen Orte von den Fotografinnen und Fotografen für uns in ihrer Fremdartigkeit sichtbar gemacht. Ein Rundgang durch die vom Haus der Fotografie ins Leben gerufene Ausstellung gleicht beinahe schon einer Expedition.

Von abstrahiert wirkenden Blumen und Gestrüpp über sich im Wasser spiegelnde futuristische Gebäude bis hin zu kämpfenden Dinausaurier-Modellen (die in der für uns entfremdeten Welt allerdings seltsam real anmuten) reicht die Palette der Motive – aufgenommen in digital, analog, schwarz-weiß oder in Farbe: die Möglichkeiten der Infrarotfotografie sind wie jene der „konventionellen“ vielfältig.

Ins Infrarotlicht gerückt

Lediglich mit Aufnahmen von Menschen scheint es bei der Infrarotfotografie noch etwas zu hapern. Damit diese nicht verschwommen wirken, bedarf es einer speziell umgerüsteten Kamera. Kameras, die ausschließlich mit einem Infrarotfilter bestückt werden, benötigen eine längere Belichtungszeit und sind von daher für Aufnahmen, in denen Bewegung stattfindet wenig geeignet. Ist der Umbau (das heißt das Entfernen des Sperrfilters im Inneren des Geräts) jedoch erst einmal abgeschlossen, kann auch dem Ablichten von bewegten Szenen nichts mehr im Wege stehen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Eine definitiv nicht alltägliche Fotoausstellung, die nicht zuletzt auch aufgrund der ungewöhnlichen Location wärmstens zu empfehlen ist.

Infrarot
FotoQuartier Wien, ehem. Schlössl-Kino
Margaretenstraße 127, 1050 Wien
Noch bis 21.09.2017
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag: 16:00 – 18:00 Uhr
Eintritt frei!
http://www.hausderfotografie.wien/de/fotoquartier.html

Titelbild: Stefan Hutter „Holz vor der Hütte“ (2017)

Geschrieben von Sandra Schäfer